Vor kurzem hatte ich die Freude und Ehre, anlässlich der Next Level Recruiting Events von Xing eine Keynote zum Thema „Employer Branding“ halten zu dürfen. Dies in meiner neuen, zusätzlichen Funktion als Direktor Schweiz der „Deutschen Employer Branding Akademie“ DEBA. Neben theoretischen, konzeptionellen und praktischen Inhalten wollte ich zum Schluss auch einen Bogen spannen. Was bedeutet Employer Branding in Bezug auf Business Networks und wie spielen die Themen zusammen? Schliesslich bieten beide Business Network-Giganten Produkte mit entsprechendem Mehrwert an: Xing das Employer Branding Profil und LinkedIn die Karriereseiten.
Eines bereits vorneweg: ein Firmenprofil ist immer nur ein Teil eines ganzheitlichen Auftrittes als Arbeitgeber. Aber je nach dem ein ziemlich wichtiger. Und vor allem einer, den Sie selber steuern können. Da wir bekanntlich alle nach dem Maximum in unserer Ausstrahlung als Arbeitgeber streben – Sie wissen ja: Fachkräftemangel und so… – sollten wir uns schon etwas genauer überlegen, wo denn die Zusammenhänge sind.
Ich habe mir folglich ein paar Gedanken darüber gemacht, welche einfachen Grundregeln Unternehmen befolgen können, um ihren Auftritt in Business Networks möglichst optimal zu gestalten. Meine Erkenntnisse möchte ich in der Folge gerne mit Ihnen teilen:
- Machen Sie es Kandidaten einfach, Sie zu mögen.
„Das kann jetzt nicht sein Ernst sein“, mag der geneigte Leser denken. Und ich entgegne: „Oh doch! Das ist mein voller Ernst!“. Wechseln Sie einfach mal kurz die Perspektive und wandern Sie durch Ihren digitalen Firmenauftritt. Mit den Augen des aussenstehenden potentiellen Kandidaten. Besuchen Sie Ihrer Karriereseite, Ihre Profile auf Xing und Linkedin. Lesen Sie, was in Kununu steht. Bewerben Sie sich bei sich! Googeln Sie nach Ihrem Firmennamen in Kombination mit „Jobs“. So, wie das mittlerweile ca. 50% der Jobsuchenden tun (gemäss Trendreport 2014 von Prospective). Und? Was sehen Sie? Besser noch: wie fühlen Sie sich dabei? Was erfahren Sie? Erkennen Sie Ihre Firma so, wie Sie sie dargestellt haben möchten? So, wie sie tatsächlich ist? Und jetzt seien Sie ganz ehrlich zu sich selber… wenn’s passt: super! Und wenn nicht: ändern Sie – auch in kleinen Schritten – was Sie beeinflussen können. Zeigen Sie Gesicht. Zeigen Sie Farbe. Bringen Sie Emotionen ins Spiel. Auch punkto Inhalt und Form in Business Networks. Weil da viele Kandidaten einmal über Ihr Profil stolpern werden. Und hoffentlich einen positiven, besser noch authentischen Eindruck erhalten.
- Machen Sie Ihre Arbeitgebermarke erlebbar. Überall, wo sich Kandidaten aufhalten.
Employer Branding heisst Arbeitgeber-Markenführung. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall hat es ganz viel mit Marke zu tun. Und Sie wissen, wie das mit Marken so ist: es hat ganz viel mit Vorstellungskraft, Assoziation, Gefühlen und Erlebnissen zu tun. Das ist beim Joghurt gleich wie beim Waschmittel. Beim lokalen Unternehmen gleich wie beim internationalen Multi. Je klarer und differenzierbarer Sie Ihre Marke als Arbeitgeber steuern, desto einheitlicher wird sie wahrgenommen werden. Vorausgesetzt, Sie haben eine authentische Arbeitgeberpositionierung definiert, die Sie sinnigerweise auch integral kommunizieren. Nutzen Sie dazu auch die Möglichkeiten, die Ihnen Business Networks bieten. Dafür sind sie da.
- Kommunizieren. Auf Augenhöhe. Transparenz. Authentizität.
Zugegeben: mein Liebling! Verlassen Sie den Ledersessel, kommen Sie hinter dem Schreibtisch hervor. Bauen Sie reale und virtuelle Schranken ab. Schauen Sie den Kandidaten in die Augen und nicht nur auf den CV. Business Networks geben Ihnen die Möglichkeit, sich einem vielseitigen Publikum transparent und authentisch darzustellen. Vergessen Sie plakatives Katalog-Denken. Zeigen Sie, wer Sie wirklich sind. Gute Texte sind dabei ebenso wichtig wie aussagekräftige Bilder oder Videos. Und gerade noch einmal: gute Texte kreieren beim Lesen die schöneren Bilder als austauschbare Bildwelten aus anonymen Bilddatenbanken.
- Kritik ist auch Chance. Treten Sie in den Dialog.
„Kununu ist ja überhaupt nicht repräsentativ! Wir haben da gerade mal 17 Bewertungen…“, so und ähnlich klingt es immer wieder, wenn ich mich mit HR-Verantwortlichen unterhalte. Und ich sage: auch meine Mathematik-Kenntnisse reichen dazu aus, dieser Aussage statistisch gesehen recht zu geben. Wenn Sie aber gleichzeitig feststellen, dass diese 17 Bewertungen vielleicht schon 23’200 Mal aufgerufen wurden, wird der Relevanz-Faktor automatisch grösser, nicht? Und wissen Sie, was das Beste daran ist? Sie können dabei sogar gewinnen. Nämlich dann, wenn Sie in den Dialog treten mit diesen anonymen Firmen-Bashern. Oder auch mit den Huldigungen ehemaliger oder aktueller Mitarbeiter. Davon gibt es nämlich ebenfalls genügende. Es gibt doch nichts authentischeres, als sich Kritik sachlich zu stellen und darauf einzugehen oder?
- Beweisen Sie Ihre Expertise. Content is King!
Die Marketingkollegen wissen das seit geraumer Zeit. Sie sprechen von Contentmarketing und Storytelling. Mehr oder weniger gelungene neudeutsche Wortkreationen, die das systemische Themenmanagement integral darstellen. So, wie es viele Firmen wohl auch früher schon intuitiv hervorragend gemacht haben. Das ist ein Bisschen wie bei guten Songs: es sind die schönen Geschichten, die zu grossen Hits werden. A propos: wie wär’s mit diesem hier als Beispiel?
Das heisst übersetzt für Sie als Arbeitgeber: erkennen Sie Ihre Expertise. Zapfen Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter an. Hören Sie auf die Geschichten, die im Betrieb erzählt werden. Und positionieren Sie sich darüber, wenn es denn in Ihre Strategie passt. Kommunizieren Sie diese. Besetzen Sie Themen, v.a. wenn es Ihr Mitbewerb (noch) nicht tut. Business Networks (insbesondere auch das Moderieren von Gruppen!) sowie Firmenblogs und Social Media sind dafür prädestiniert.
- Business Networks dienen auch der internen Kommunikation.
Wenn ich bedenke, wieviel Geld Unternehmen teilweise für ihre Intranets ausgeben… Jedem Social Media Manager würde schlecht davon… Klar. Intranets haben oftmals unheimlich komplexe Anforderungen an Kollaboration und Publikation diversester Inhalte. Aber trotzdem: Sind Sie sich bewusst, dass Informationen und Kommentare, die Sie über Ihre Firmenprofile in Business Networks und anderen Social Media Kanälen streuen, ebenso auch von Mitarbeitenden aufgenommen werden? Sie wissen ja: alle Mitarbeiter fühlen sich stets unterinformiert. Da können Sie tun, was Sie wollen. Wenn Sie also weitere Kanäle bespielen, helfen Sie einem der latentesten innerbetrieblichen Negativthemen ein klein wenig beizukommen.
- Mitarbeiter sind Markenbotschafter. Immer. Gewinnen Sie sie.
Wenn Mitarbeiter einen gewissen Identifikationsgrad mit Ihrer Firma haben, engagieren Sie sich oftmals automatisch. Und zwar freiwillig und unbezahlt. Weil sie stolz sind, für Ihre Firma zu arbeiten. Egal, ob Sie offene Stellen weiterempfehlen oder Fans und Follower für Ihre Firmenpräsenz in Social Media besorgen. Klingt das jetzt zu idealisiert? Mag sein. Beachten Sie aber, dass die Welt nie vernetzter war als heute. Dass Informationen ausgetauscht werden in nie gekanntem Ausmass. Und auch, dass über Sie als Arbeitgeber gesprochen wird, ob Sie wollen oder nicht. Employer Branding stärkt auch das Wir-Gefühl im Unternehmen. Business Networks sind hervorragende Kanäle, Botschaften authentisch über Ihre Mitarbeiter zu skalieren.
- Employer Branding bereitet den Boden für Active Sourcing.
Es scheint Firmen zu geben, die begriffen haben, dass Sie offene Stellen auch selber besetzen können. Zumindest, wenn sie aktiv werden und die Potentiale vorhandener Netzwerke richtig erschliessen. Zugegeben, keine einfache Aufgabe. Und auch keine, die mal eben rasch erledigt werden kann. Schliesslich ist das die Kernkompetenz von Vermittlern und Beratern. Wenn Sie sich entscheiden, selber aktiv zu werden, hilft Ihnen eine konsistente Wahrnehmung Ihrer Arbeitgebermarke an allen relevanten Kontaktpunkten garantiert zu einer höheren Erfolgsrate. Gerade auch in Business Networks.
Meine letzte und unnummerierte Erkenntniss zum Thema wäre dann noch, dass ich für die nächste Veranstaltung der Xing Roadshow im September neue Tipps aus dem Hut zaubern darf, da ich diese nun mit Ihnen geteilt habe. Aber das war’s mir alleweil wert. Und ich hoffe, Ihnen auch .
Uf Wiederläse!
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